Crawford Deutsche Version

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Kapitel 3 - Klubnacht

Um 19 Uhr klingelte es an meiner Tür. Andrea holte mich ab. Als ich ihr die Tür öffnete hielt sie eine Tüte vor mein Gesicht.

„Hier, dein Outfit für heute Nacht. Da du ein Stubenhocker bist dachte ich mir, dass du es gebrauchen könntest.“

Verlegen nahm ich die Tüte und bat sie ins Wohnzimmer herein, während ich mit der Tüte ins angrenzende Schlafzimmer verschwand.

In der Tat stand ich etwa eine ganze Stunde vor meinem Kleiderschrank und wusste weder was ich anziehen sollte, noch hatte ich den Eindruck irgendetwas passendes zu haben.

Rasch zog ich das Kleid, das Andrea mir mitgebracht hatte, an.

Ein enganliegendes dunkel türkises, mit Pailletten besetztes Trägerkleid, das über meinen Knien endete. Nicht zu kurz, aber gewagt genug.

Ich betrachtete mich im Spiegel. Es war wie für mich gemacht. Ich sah wirklich hübsch aus und fühlte mich darin wohl.

Das türkis-blau passte super zu meinem braunen langen Haar, welches ich mich entschied offen über meiner rechten Schulter zu tragen.

Dazu ein paar schwarze Heels, ein dezentes Make Up und nudefarbener Lippenstift.

Als ich zu Andrea ins Wohnzimmer zurückkehrte sah sie mich mit aufgerissenen Augen an.

„Wow Isabella, du siehst mega heiß aus! Das Kleid solltest du behalten. Das steht dir so viel besser als mir. Du wirst dich heute Abend vor Männern nicht retten können.“, stichelte sie.

„Bloß das nicht! Das ist das Letzte, was ich im Moment gebrauchen kann. Es liegt ab nächster Woche ein Haufen Arbeit vor mir.“

„Ach komm schon, hab mal ein bisschen Spaß.“, witzelte Andrea und stupste mich am Arm an.

„Heute wird nicht mehr über die Arbeit geredet. Wir haben jetzt Spaß. Den haben wir uns beide verdient.“

Mit diesen Worten zerrte Andrea mich aus der Wohnung. 

Am Club angekommen, zog Andrea mich hinter ihr her und direkt an der wartenden Schlange vorbei zu den Türstehern.

Andrea musste sie gekannt haben, denn sie gab einem von ihnen einen Kuss auf die Wange, flüsterte etwas in sein Ohr und schon waren wir im Club.

Als erstes bestellte Andrea Drinks, die wir an der Bar tranken. Ich sah mich im Club um und nahm alles in mich auf.

Einige Leute standen oder saßen an der Bar, bestellten Drinks, unterhielten sich, andere brachten ihre Köper auf der Tanzfläche ins Schwitzen, dicht an dicht gedrängt.

Ich trank meinen Drink schneller, als Nervosität in mir aufstieg.

„Ganz ruhig Isabella. Bei dem Tempo wird das ein kurzer Abend.“, lachte Andrea und sah mich besorgt an.

„Alles ok. Ich war nur noch nie in solch einem Club, in so einem Outfit. Ich muss nur meine Nerven ein wenig beruhigen.“

„Du brauchst dir heute Nacht wirklich keine Sorgen um dein Aussehen zu machen, Isabella. Du siehst wirklich unglaublich aus.“

Das war leicht gesagt für Andrea. Sie war wunderschön, mit ihren großen blauen Augen und ihren langen hellblonden Haaren.

Sie trug ein silbernes, ebenso mit Pailletten besetztes Kleid. Ihres hatte einen Wasserfallausschnitt und es war ein wenig kürzer als meins.

Ihren Rücken zierten lediglich ein paar silbern glitzernde Striemen. Sie war schlank und hatte perfekte Kurven. In kürzester Zeit zog sie alle Blicke der Männer und auch Frauen auf sich.

Im laufe des Abends tranken wir ein paar weitere Drinks, Tequila Shots und tanzten.

Je mehr Zeit verging, umso wohler fing ich an mich zu fühlen. Andrea hatte Recht, es tat wirklich mal gut die ganze Arbeit zu vergessen.

Ich warf meine Arme in die Luft und ließ meine Hüften sich im Rhythmus zur Musik hin und herwiegen.

Ein Typ fing an Andrea von hinten anzutanzen. Ohne ihn auch nur anzusehen schmiegte sie ihren Rücken an ihn und begann sich mit ihm gemeinsam zum Rhythmus zu bewegen.

Ich bewunderte ihre Losgelöstheit.

Plötzlich meldete sich bei mir ein Urbedürfnis, meine Blase. Ich wollte Andrea nicht stören, also beschloss ich mich allein auf den Weg zu machen, um die Toilette zu suchen.

Ich lächelte und winkte kurz in ihre Richtung, um ihr zu signalisieren, dass ich gleich wieder da bin. Sie gab mir ein kurzes Nicken.

Als ich versuchte mich durch die Menschenmengen zu kämpfen, bemerkte ich zum ersten Mal, wie voll es im Club geworden war und auch, dass ich definitiv einen Schwips hatte.

Als ich endlich das Zeichen für die Toiletten ausmachte, am anderen Ende der Tanzfläche natürlich, steuerte ich geradewegs darauf zu.

Ich sah nach unten, um nicht über irgendwelche Füße zu stolpern, als ich auf eine harte menschliche Mauer vor mir traf.

Bang!

Ich hob meinen Blick ein wenig. Vor mir stand ein Mann in teuren Jeans.

Als ich weiter an ihm hochsah, bemerkte ich, dass er ein schwarzes Hemd trug, das so eng anlag, dass es seinen reichlich muskulösen Körper perfekt betonte.

Er spannte seine Armmuskeln an, als er mich an den Schultern hielt, damit ich nicht umfiel.

„Oh, es ttut mmir so lleid!“, stotterte ich leise und war mir sicher, dass er es bei dem Lärm der Musik nicht hören würde.

„Ich habe nicht aufgepasst. Ich musste nur so dringend zur Toilette“, setzte ich nach und als ich endlich Mut fasste dem Fremden ins Gesicht zu sehen, gefror mein Blut auf der Stelle.

Mit aufgerissenen Augen sah ich meinen Chef vor mir, Mr. Crawford.

Röte schoss mir in die Wangen und ich wünschte, ich hätte an Ort und Stelle im Erdboden versinken können.

Habe ich gerade dem CEO der Firma, für die ich arbeite, erzählt, dass ich aufs Klo musste?

Peinlicher ging es nicht.

Er sah mir durchdringlich in die Augen und nach einem Moment, der eine Ewigkeit zu dauern schien, fragte er:

„Sind Sie okay?“

Als ich meinen Blick wieder auf ihn richtete, bemerkte ich, wie er mich abscannte.

Wahrscheinlich wollte er nur sichergehen, dass ich nicht verletzt war oder irgendetwas.

Ich wandte mich aus seinem Griff, denn es war unnötig, dass er mich länger festhielt und in Anbetracht der Umstände, dass er mein Boss war, hielt ich es auch für unangebracht.

„Ich muss weiter“, sagte ich jetzt lauter und schenkte ihm ein nervöses Lächeln. Mit einem Kopfnicken deutete ich hinter ihn, wo sich die Toiletten befanden.

Als er mich nur ansah, aber sich keinen Zentimeter von der Stelle bewegte, machte ich den ersten Schritt und presste mich an ihm vorbei.

Dabei berührten sich die Vorderseiten unserer Körper leicht und es schnürte mir die Luft ab.

Für den Augenblick einer Sekunde spürte ich eine enorme Spannung zwischen uns.

Kein Wunder, wenn man in seinen Chef läuft, der einen vor wenigen Stunden erst befördert hat und mit dem man in den nächsten Wochen zusammenarbeiten soll.

Ich rannte regelrecht auf die Toilette und konnte erst wieder richtig durchatmen, als ich die Tür der Kabine hinter mir schloss.

Während ich meine Blase entleerte, ließ ich meinen Kopf in meine Hände fallen.

Wieso passierte das mir? Wieso musste er ausgerechnet heute hier sein, wo ich das erste Mal in meinem Leben überhaupt ausgehe?

Ich machte mich frisch und beschloss Andrea zu suchen, um den Abend zu beenden und nach Hause zu gehen, mit oder ohne sie.

Ich wollte auf keinen Fall noch einmal in so eine peinliche Situation mit meinem Chef kommen.

Ich suchte die Tanzfläche nach Andrea ab. Als ich mich auf den Weg zu ihr machte, spürte ich plötzlich zwei Hände, die sich fest um meine Hüften schlossen und mich mit dem Rücken nah an einen Körper zogen.

Er fing an mich im Rhythmus zur Musik zu wiegen.

Ich versuchte mich aus dem festen Griff zu befreien, zog an seinen Händen, versuchte mich von ihm wegzustoßen, doch sein Griff wurde nur noch fester, als sein Flüstern mein Ohr erreichte:

„Zier dich nicht Kätzchen, entspanne und genieß den Tanz. Darum bist du doch hier.“

„Lass mich sofort los!“ schrie ich ihn an, strampelte und wand mich in seinem Griff.

Ich sah mich hilfesuchend um. Doch alle schienen ineinander vertieft zu sein und bemerkten weder meine Hilferufe, noch wie ich versuchte mich aus seinem Griff zu befreien, als ich plötzlich spürte, wie die Person mit Gewalt von mir losgerissen wurde.

Ich drehte mich um, um einen Blick zu wagen und sah einen mir unbekannten Mann, der von meinem Boss am Nacken und mit den Armen auf dem Rücken festgehalten wurde. Ich erstarrte.

„Ich glaube die junge Dame hat deutlich klar gemacht, dass sie an deiner Gesellschaft nicht interessiert ist. Du solltest in Zukunft also besser deine Hände bei dir behalten.

Und Jetzt verschwinde aus

MEINEM Club!“

Mr. Crawford schubste den Fremden grob in die Arme der Security, die ihn daraufhin aus dem Club führten.

Für eine ganze Weile standen wir nur da und sahen uns an. Ich konnte mich einfach nicht bewegen.

Die Ereignisse des heutigen Tages waren einfach zu viel für mich.

Mr. Crawford sah mich an, sein Blick dominant.

Als er mit den Händen in seinen Hosentaschen lässig einen Schritt auf mich zumachte und sich sein Mund leicht öffnete, als wollte er etwas sagen, machte ich das, was ich am besten kann:

Ich drehte mich um und lief weg.

Ich musste raus aus dem Club. Ich brauchte Luft zum Atmen. Ich hatte nicht mal Andrea bescheid gesagt.

Ich hoffe sie ist nicht sauer auf mich. Ich werde es ihr einfach am Montag im Büro erklären.

Als ich zu Hause ankam, nahm eine heiße Dusche, wickelte mich in meinen Wohlfühlpyjama ein und ging erschöpft ins Bett.

Ich checkte mein Handy und hatte eine Nachricht von Andrea, die fragte, wo ich bin. Ich schickte ihr nur schnell eine SMS:

Ich musste nach Hause, tut mir leid, dass ich dir nicht bescheid sagen konnte. Ich erkläre dir alles am Montag im Büro, hab Spaß! Isa

Ich schaltete mein Handy aus und driftete sofort in einen tiefen Schlaf, kaum als mein Kopf das Kissen berührte. 

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