Alles für Ihn

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Langsam lösen sich die Hände von mir und ich lasse mich auf den Boden fallen. Tränen laufen mir über das Gesicht und in meinem Kopf dreht sich alles. Vorsichtig hebe ich den Kopf und sehe in die dunklen Augen eines großen Mannes, der sich mit besorgtem Blick vor mich gehockt hat. Sein starkes Kinn und die markanten Augenbrauen hypnotisieren mich. Erst als ich eine Hand auf meiner Wange spüre, die mir sanft die Tränen wegwischt, schaffe ich es, mich wieder zu fassen. Schüchtern öffne ich den Mund. „Tut mir leid.” Ohne ein Wort zu sagen, zieht er seine Hand zurück und betrachtet mich. Auch wenn ich ganz schön neben der Spur bin, wird mir die ganze Situation zu unangenehm und ich will mich aufrichten. Schnell ist sein Arm wieder um meine Hüfte und hält mich fest. Als ich mein Gleichgewicht wieder gefunden habe, stoße ich ihn weg. „Mir geht es wieder gut” sage ich weniger selbstbewusst als beabsichtigt und gehe Richtung Tür, um meine Freundin zu suchen. „Ich glaube nicht, dass du da heute Abend wieder reingehen solltest” höre ich eine tiefe, raue Stimme, die mich unweigerlich stehen bleiben lässt. Vorsichtig drehe ich mich um und versuche meinen nächsten Worten einen schnippischen Unterton zu verleihen „Meine Freundin ist da drin. Außerdem glaube ich nicht, dass sie das etwas angeht.” „Scheinbar ist deine Freundin nicht dazu in der Lage darauf zu achten, dass du dich nicht bis zum Filmriss trinkst. Ich gehe mal stark davon aus, dass sie in kaum einer besseren Verfassung ist als du, also werde ich dich heute Nacht nach Hause bringen.” Perplex von so viel Arroganz, fällt mir keine schlagfertige Antwort ein. Immer noch taxieren mich seine durchdringenden Augen, nichts an ihm verrät, was er denkt oder vorhat. Unbewusst muss ich mich nach hinten bewegt haben, denn ich spüre bereits den Türgriff im Rücken. So schnell wie es mir mein betrunkener Körper erlaubt öffne ich die Tür und renne auf die Tanzfläche, um möglichst viele Leute um mich zu haben. Mein Blick wandert über die Anwesenden auf der Suche nach einem bekannten Gesicht. Endlich entdecke ich Em, die an der Bar gelehnt, mit dem Typ neben ihr flirtet. Hinter dem Tresen steht Lug, der sie nicht aus den Augen lässt. Schnell eile ich auf die beiden zu. Erschrocken dreht sich meine Freundin zu mir um und bestellt, ohne zu fragen, ein Wasser für mich. Dankbar trinke ich einen großen Schluck und merke, wie sich mein Puls langsam beruhigt. „Wir haben es wohl heute ein bisschen zu gut mit dir gemeint” sagt sie und streichelt mir über den Rücken. Der Mann, dem sie eben noch ihre ganze Aufmerksamkeit gewidmet hat, versucht sich wieder enger neben sie zustellen, doch sie macht nur eine Handbewegung, die ihm klar zu verstehen gibt, dass er heute keine Chance mehr bei ihr hat. Erschöpft drehe ich mich so, dass ich mich an der Bar anlehnen kann und schließe für einen kurzen Moment meine Augen.

Als ich sie wieder öffne blicke ich in ein Gesicht, dass ich wohl nie wieder vergessen werde. Seine Lippen sind aufeinandergepresst und sein Kiefer sichtlich angespannt. „Wer ist der Kerl?” fragt mich meine beste Freundin, die meinem Blick offensichtlich gefolgt ist. „Keine Ahnung. Er war plötzlich da, als ich draußen stand.” „Vielleicht mag er dich und weiß nur nicht, wie er dich zum Tanz auffordern soll” sagt sie lachend. „Na klar, mit Sicherheit will er tanzen” gebe ich missmutig zurück. Doch da hat sie mich auch schon am Arm gepackt und geht, mit mir im Schlepptau, geradewegs auf ihn zu. Ich mache mir gar nicht erst die Mühe zu protestieren, dafür kenne ich Emilia einfach viel zu gut. Als wir vor ihm stehen, blickt er mich unverändert an und scheint die Frau neben mir nicht einmal zu bemerken, obwohl es normalerweise genau umgekehrt ist. „Hi, willst du uns einen ausgeben?” Manchmal ist sie echt unmöglich, denke ich. „Oder willst du nur ihr einen Drink spendieren, sie nimmt immer gerne eine Red Lady.” Erst jetzt wendet der große und breitschultrige Mann sich meiner Begleiterin zu: „Ich glaube deine Freundin hatte heute schon mehr als genug.” Sein strenger Tonfall, der mich sofort dazu bringt, meinen Blick zu senken, scheint auf Em keinerlei Einfluss zu haben. „Ob du’s glaubst oder nicht, sie ist schon alt genug, um zu wissen, wann sie genug hat” gibt sie schnippisch zurück. Ein genervter Zug breitet sich auf seinem schönen Gesicht aus und er fährt sich mit der rechten Hand durch seine kurzen schwarzen Haare. „Würdest du mich mit deiner Freundin, die alt genug ist, um solche Dinge selber zu wissen, einen Moment alleine lassen” sagt er und seine Art macht deutlich, dass es sich hierbei nicht wirklich um eine Frage handelt. Em zwinkert mir zu und macht sich auf den Weg zu den Toiletten.

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