Chapter 1
Die Nacht war still, nur das entfernte Dröhnen von Motoren durchbrach die Ruhe der Nacht. Gracelyn Parker hatte keine Ahnung, dass ihr Leben in wenigen Stunden aus den Fugen geraten würde.
Ihr Vater, ein einflussreicher Geschäftsmann mit dunklen Verbindungen, hatte einen Vertrag mit der Mafia gebrochen – ein unverzeihlicher Akt des Verrats. Aiden Riddle, der berüchtigte Anführer der rivalisierenden Organisation, hatte keinen Raum für Nachsicht.
Die Fehde zwischen den beiden Clans eskalierte schnell in einen kaltherzigen, aber noch kleinen und schwachen Krieg.
Gracelyn wurde zur Schachfigur in einem tödlichen Spiel. Eines Nachts drangen Riddles Männer in das Parker-Anwesen ein und entführten sie. Als sie mit verbundenen Augen und Fesseln vor Aiden stand, erwartete sie das Schlimmste.
Doch statt purer Grausamkeit spürte sie eine unerklärliche Spannung, eine gewisse Anziehu, die zwischen ihnen aufloderte. Seine dunklen, durchdringenden Augen schienen sie zu durchleuchten, während sein Ton unerschütterlich kalt blieb.
Auch Aiden war überrascht. Gracelyns zerbrechliche Unschuld und ihre unbewusste Schönheit forderten ihn auf eine Weise heraus, die er nicht verstand. Trotz seiner Härte war da eine Neugier, ein inneres Feuer, das er nicht löschen konnte. Gracelyn hingegen kämpfte mit ihren widersprüchlichen Gefühlen: Angst, Wut, aber auch eine seltsame Anziehung.
Gefangen in diesem Chaos aus Loyalität, Verrat und Machtspielchen, waren sie beide hin- und hergerissen. Zwischen ihnen entwickelte sich ein gefährliches Spiel aus Blicken, Worten und Gesten. Ihre Welt stand Kopf, und beide mussten sich fragen:
Wie wird sich das Ganze entwickeln? In Leidenschaft und Liebe oder eher Herzschmerz und Hass?
Gracelyn
Die Nacht war so ruhig, dass sie fast unheimlich wirkte. Ich lag wach in meinem Bett, den Blick auf die halb geöffneten Vorhänge gerichtet, durch die der Mond ein silbriges Licht warf. Normalerweise hätte diese Stille beruhigend sein sollen, doch in meinem Inneren tobte ein Sturm. Seit Tagen lag eine unerklärliche Spannung in der Luft. Mein Vater verhielt sich anders – seine Gespräche waren kürzer, seine Schritte schwerer, und sein Blick wirkte, als trüge er die Last der Welt auf seinen Schultern.
Ich hatte keine genauen Antworten, doch ich wusste, dass etwas nicht stimmte. Geheimnisse waren in unserer Familie alltäglich, und Fragen wurden selten gestellt. Trotzdem fühlte sich dieses Mal alles anders an. Als Tochter eines Mannes wie meinem Vater hatte ich gelernt, nicht zu viel zu wissen. Doch das ungute Gefühl, das sich in mir ausbreitete, ließ sich nicht ignorieren. Es war, als käme der Schatten, den mein Vater stets von mir fernzuhalten versuchte, jetzt direkt auf mich zu.
Ein leises Geräusch riss mich aus meinen Gedanken. Es war kaum hörbar, fast wie ein Windstoß, doch es ließ meinen Körper erstarren. Schritte? Nein, das konnte nicht sein. Mein Herz begann schneller zu schlagen, während ich mich aufsetzte und lauschte. Da war es wieder – diesmal deutlicher, näher.
Bevor ich reagieren konnte, sprang meine Zimmertür auf. Dunkle Gestalten stürmten herein, ihre Gesichter hinter Masken verborgen. Ich wollte schreien, doch eine kräftige Hand legte sich auf meinen Mund, während eine andere mich mit eiserner Stärke festhielt. Mein ganzer Körper bebte, und das Dröhnen meines Herzschlags übertönte alles andere.
„Keine Bewegung, dann passiert dir nichts“, zischte eine tiefe Stimme.
Ich war wie gelähmt, unfähig, mich zu wehren oder auch nur zu schreien. Meine Gedanken rasten. Wer waren diese Männer? Was wollten sie von mir? Doch tief in meinem Inneren wusste ich es bereits. Es hatte etwas mit meinem Vater zu tun. Es hatte immer mit ihm zu tun.
Ohne ein weiteres Wort zogen sie mich aus dem Bett, banden meine Hände auf den Rücken und legten mir ein Tuch über die Augen. Die Dunkelheit war erdrückend, und die Kälte ihrer Berührungen ließ mich frösteln. Ich konnte nichts sehen, nur spüren, wie sie mich aus dem Haus führten. Mit jedem Schritt wuchs die Angst, und mein Kopf war ein Chaos aus Fragen und unkontrollierbarer Panik.
Die Fahrt fühlte sich endlos an. Das Brummen des Motors war das Einzige, was die erdrückende Stille durchbrach. Ich saß starr da, unfähig, die Dunkelheit um mich herum zu vertreiben. Mein einziger Gedanke war, dass mein Vater kommen würde. Er musste. Er hatte immer alles unter Kontrolle. Aber was, wenn nicht?
Das Auto hielt plötzlich an, und ich wurde grob aus dem Wagen gezogen. Meine Beine waren schwach, und ich stolperte, während sie mich durch eine Tür führten.
Ohne Vorwarnung zog man mir grob das Tuch von dem Augen und schubste mich nach vorne.
Das grelle Licht blendete mich für einen Moment, doch dann fiel mein Blick auf ihn
Aiden Riddle.
Sein Name ist mir nicht fremd, doch die Gerüchte, die ich gehört hatte, wurden seiner Ausstrahlung nicht gerecht. Er war groß, breitschultrig, mit einem durchdringenden Blick, der einem das Gefühl gab, dass er alles über einen wusste. Die Narbe, die sich über seine Augenbraue zieht, verleiht ihm etwas Bedrohliches, das durch die kühle Gelassenheit in seinen braunen Augen nur noch verstärkt wurde.
„Also bist du Gracelyn Parker“, sagte er ruhig. Seine Stimme war nicht laut, aber sie hallte in mir nach, und ein eisiger Schauer lief mir über den Rücken.
Ich brachte kein Wort heraus. Mein Atem ging flach, und ich fühlte mich wie ein Vogel, der in die Klauen eines Raubtiers geraten war.
„Du kannst aufhören, Angst zu haben“, fuhr er fort, ein Hauch von Spott in seinem Ton. „Zumindest für den Moment.“