Prolog
***Ich bin…ICH***
Ich saß in meinem Club, meinem Reich, meinem Spielplatz, pardon, einem meiner Clubs. Auf meinem Thron. Ja, tatsächlich, ich nenne ihn Thron. Und nein, es ist kein kitschiges Ding mit goldenen Armlehnen und roten Samtkissen – so etwas wäre für Möchtegerns. Mein Thron war subtil. Schwarz, aus edlem Leder, hoch genug, um über die Masse hinwegzublicken, und massiv genug, um meinen Status unmissverständlich klarzumachen. Ich saß da, eine Hand lässig auf der Armlehne, ein Glas Whiskey – mindestens 6.000 Dollar pro Flasche – in der anderen. Mein Blick glitt durch den Raum wie ein Messer, das sanft in Butter schneidet.
Die Masse bewegte sich wie eine wogende See aus Fleisch und Schweiß, Muskeln und Kurven, alle angetrieben von demselben primitiven Motor: Lust. Sie rieben sich aneinander, provozierten sich, spielten dieses uralte Spiel aus Begehren und Verführung. Menschen. So durchschaubar, so erbärmlich, so... unterhaltsam. Sie glaubten, sie hätten Kontrolle, glaubten, ihre Entscheidungen seien ihre eigenen. Lachhaft. Jeder Einzelne hier tanzte nach meiner Pfeife, ohne es auch nur zu merken.
Das ist mein Geschäft. Nicht das Tanzen, natürlich. Nein, ich handele mit Menschen. Mit ihren Schwächen, ihren Bedürfnissen, ihren Begierden. Manche handeln mit Koks, andere mit Waffen. Beides ist mir nicht fremd, aber es langweilt mich. Zu linear, zu vorhersehbar. Menschen hingegen... Menschen sind komplexe Waren. Sie denken, sie seien frei, dabei sind sie nur Hunde, die auf das richtige Pfeifen warten.
Ich nahm einen weiteren Schluck Whiskey und ließ meinen Blick schweifen. Da drüben, ein Typ, der so verzweifelt eine Frau aufreißen wollte, dass er nicht einmal bemerkte, wie sie ihn nur ausnutzte, um ihren Ex eifersüchtig zu machen. Lächerlich. Und dort, ein Mädchen, kaum volljährig, das sich in High Heels durch den Raum kämpfte, um von jemandem – irgendjemandem – gesehen zu werden. Es war wie ein Zoo. Ein verdammt profitabler Zoo, wohlgemerkt.
Plötzlich spürte ich Bewegung vor mir. Zwei Frauen, leicht bekleidet, zu leicht vielleicht, näherten sich mir. Ihre Augen waren auf mich fixiert, wie Raubtiere, die sich an ihre Beute anschleichen. Aber in diesem Spiel war ich der Jäger, und sie waren... na ja, sie waren bestenfalls Köder. Sie lächelten mich an, einstudiert, künstlich. Eine von ihnen, eine Brünett mit einem zu breiten Lächeln, lehnte sich ein wenig vor, sodass ihre Brüste in den Vordergrund rückten. Die andere, blond, spielte nervös mit einer Strähne ihres Haares. Armselig.
„Kann ich Ihnen etwas bringen?“ fragte die Brünette mit einer Stimme, die sie wohl für sexy hielt. Ich ließ mein Glas absinken und musterte sie. Es war, als könnte ich in ihre Schädel schauen, direkt in ihre winzigen Gehirne. Gedanken blitzten darin auf wie Glühwürmchen: Reich. Mächtig. Vielleicht bekomme ich etwas ab.
„Ihr könnt mir gar nichts bringen“, sagte ich trocken. „Aber danke für die Unterhaltung.“ Sie starrten mich an, für einen Moment verwirrt, vielleicht verletzt, und dann wandten sie sich ab. Wie enttäuschte Hunde. Es war amüsant, wie sie sich Mühe gaben, ihre Demütigung zu verbergen, während sie zurück in die Menge glitten.
Ich sah ihnen nach, während ich einen weiteren Schluck nahm. Es war so einfach. Menschen waren so... leicht zu manipulieren. Versprich ihnen etwas – Geld, Macht, Liebe, was auch immer – und sie fressen dir aus der Hand. Manchmal sogar wortwörtlich. Oh ja, ich habe es erlebt. Frauen, die vor mir knieten, wie Hunde auf allen Vieren, und darauf warteten, dass ich ihnen einen Befehl gab. Das war Macht. Und Macht, meine Freunde, ist das einzige, was zählt.
Manche nennen mich kalt. Andere sagen, ich sei ein Soziopath. Aber weißt du was? Mir ist das egal. Wirklich. Ich muss nicht gemocht werden. Ich brauche keine Freunde. Freunde sind nur Schwächen in hübschen Verpackungen. Ich brauche Respekt. Ich brauche Angst. Und vor allem brauche ich Unterwürfigkeit. Die Menschen hier – nein, die Kreaturen hier – gaben mir all das und mehr. Sie verstanden es nicht einmal. Und das machte es so viel süßer.
„Boss?“ Die Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Einer meiner Männer, ein bulliger Typ mit einem Gesicht wie ein Schläger aus einem zweitklassigen Mafiafilm, stand neben mir. Ich nickte ihm zu. Er war loyal, was bedeutete, dass ich ihn noch nicht ersetzen musste.
„Was gibt’s?“ fragte ich, ohne ihn anzusehen. Mein Blick war wieder auf die Menge gerichtet, suchend. Es war ein Spiel, das ich liebte. Wer war die nächste Spielfigur, die ich in die Finger bekam?
„Da ist jemand, der dich sehen will.“ Seine Stimme hatte diesen Ton, den sie immer annahm, wenn es etwas Interessantes war. Ich hob eine Braue.
„Jemand? Das ist präzise.“ Ich stellte mein Glas ab und stand auf. Meine Bewegung zog Blicke auf sich, wie immer. Die Masse wusste, wer ich war, auch wenn sie es nicht laut aussprach. Es war wie ein sechster Sinn.
Er führte mich zu einem der privaten Bereiche, weit weg vom Lärm. Der Raum war dunkel, mit gedämpftem Licht und einem schweren Duft, der an Leder und Tabak erinnerte. Dort saß sie.
Eine Frau. Nicht wie die, die sich vorher an mich rangemacht hatten. Diese hier war... anders. Sie lehnte sich lässig zurück, als würde der Raum ihr gehören, und ihre Augen, scharf und kalt, musterten mich, wie ich sonst andere musterte. Sie war schön, das war unbestreitbar, aber nicht auf die offensichtliche Weise. Ihr Lächeln war gefährlich, fast spöttisch. Sie wusste etwas. Dichtes pechschwarzes Haar, makellose Haut, eisblaue Augen, volle Lippen, Brüste, die dich einerseits ansprangen und andererseits herausforderten.
„Du wolltest mich sehen?“ fragte ich, und meine Stimme war ruhig, aber angespannt. Ich hasste es, die Kontrolle nicht zu haben.
„Oh, ich wollte mehr als das“, sagte sie, und ihre Stimme war wie Seide, die sich um einen Dolch wickelt. „Ich wollte dich treffen. Der Mann, der denkt, er sei ein Gott.“
Ihre Worte waren ein Schlag, aber ich ließ mir nichts anmerken. Stattdessen trat ich näher, meine Augen fixierten sie. „Interessant. Und was denkst du? Bin ich ein Gott?“
Sie lächelte, und dieses Lächeln machte mich für einen Moment unsicher. Es war, als würde sie durch mich hindurchsehen. „Vielleicht“, sagte sie schließlich. „Aber selbst Götter können fallen.“
Es war das erste Mal in meinem ganzen Leben, dass ich mich herausgefordert fühlte. Und ich wusste eines: Dieses Spiel würde anders sein.