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Summary

KOMPLETTES E-BOOK AUF AMAZON !!! "Kommt ihr mit mir zurück aufs College?" Shona Campbell träumt von einem Neuanfang. Die Achtzehnjährige lässt die beschauliche Ruhe ihrer schottischen Heimat hinter sich, um in London ihre Ziele zu verfolgen: ein Studium der Kommunikationswissenschaften, Unabhängigkeit, ein selbstbestimmtes Leben. Gefühle? Ablenkungen? Fehlanzeige – so war der Plan. Doch gleich an ihrem ersten Tag trifft sie auf Cailan Monroe. Mit 21 Jahren verkörpert er alles, was sie nicht will: Er ist reich, unnahbar, gefährlich anziehend – ein Bad Boy, der seine Abgründe hinter einer Fassade aus Arroganz und teuren Anzügen verbirgt. Und trotzdem brennt es zwischen ihnen. Ein Kuss genügt, und Shona wird in einen Strudel aus Leidenschaft und Dunkelheit gerissen, dem sie nicht entkommen kann. Cailans Leben ist ein goldener Käfig. Sein Vater, der Kopf der mächtigsten Privatbank der Welt, zieht die Fäden – gnadenlos, unerbittlich. Doch je näher Shona ihm kommt, desto mehr beginnt Cailan zu kämpfen: gegen die Schatten seiner Vergangenheit, gegen das Schicksal, das ihm auferlegt wurde – und für eine Liebe, die ihn erlösen könnte. Kann Shona die Mauern um sein Herz einreißen – oder wird Cailans düstere Welt sie beide zerstören?

Genre:
Romance / Drama
Author:
Junis_Bell88
Status:
Ongoing
Chapters:
2
Rating:
5.0 1 review
Age Rating:
18+

Kapitel 1 *Shona* Alles auf Anfang

KORINT DER LIEBE

„Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit.“

1. Korinther 13,4–6


Als das Flugzeug zum Stillstand kam und die Anschnallzeichen erloschen, stand ich auf, nahm meine Tasche aus dem Gepäckfach und machte mich auf den Weg zum Ausgang. Der Flughafen Heathrow war gigantisch und überwältigte mich mit seiner Größe. Menschen aus aller Welt eilten an mir vorbei, Stimmen in unzähligen Sprachen erfüllten die Luft.

Ich folgte den Schildern zur Gepäckausgabe, holte meinen Koffer und machte mich auf den Weg zum Ausgang. Dort wartete bereits ein Shuttlebus, der mich und einige andere Studenten zu unseren Unterkünften bringen sollte. Ich stieg ein und suchte mir einen Platz am Fenster.

Die Fahrt durch London war atemberaubend. Die Stadt war ein lebendiger Mix aus alten und neuen Gebäuden, historischen Sehenswürdigkeiten und modernen Wolkenkratzern. Die Straßen waren belebt, überall gab es etwas zu sehen. Ich konnte kaum glauben, dass ich hier war, mitten in einer der aufregendsten Städte der Welt. Es war ein richtiger Kulturschock. Ich kam aus Portree, der einzigen Kleinstadt auf der Insel Skye im nordischen Schottland. Ich war mehr oder weniger ein Landei. Bei mir zuhause kannte jeder jeden und ich wollte und musste raus aus diesem verschlafenen Nest. Meine Eltern, einfache Menschen und Inhaber eines kleinen Supermarktes, waren nicht unbedingt begeistert, dass ich fort ging, aber sie wussten, dass es mein Wunsch war mich weiterzuentwickeln.

Natürlich liebte ich unsere schottische Landschaft, die unendlichen Weiten, die Berge, die Seen und das Meer. Und im Herzen blieb ich auch Schottin. Schottland war ein Teil von mir und in den Weihnachtsferien wollte ich wieder nach Hause kommen.

Nach etwa einer Stunde erreichten wir das Studentenwohnheim. Es war ein großes Gebäude mit roten Backsteinen, das mich an die traditionellen englischen Bauten erinnerte. Ich stieg aus dem Bus und schnappte mir meinen Koffer. Mit klopfendem Herzen betrat ich die Lobby.

Eine freundliche Frau am Empfang begrüßte mich und gab mir meinen Schlüssel sowie einige Informationen über das Wohnheim. Mein Zimmer befand sich im dritten Stock. Keuchend und schnaufend schleppte ich meine Koffer die Treppe hinauf und fand schließlich die Tür mit der Nummer 314.

Ich schloss die Tür auf und sah zwei schmale Betten links und rechts, mit jeweils einem Kleiderschrank an jeder Wand. Die linke Seite war leer. Gut, das war dann wohl mein Bereich. Gerade als ich meinen Koffer auf den Boden abstellte und öffnete, schwang die Tür auf und eine kleinere junge Frau platzte herein.

„Hallo Mitbewohnerin! Du musst Shona Campbell sein, die neue Studentin aus Portree, ganz oben im nordischen Schottland. Du siehst aber gar nicht wirklich aus wie eine Schottin. Ich bin Emma Adams“, sprudelte es mit einer ungeheuren Geschwindigkeit aus ihr heraus. Sie war genauso, wie man sich ein quirliges Mädchen vorstellt – mit strahlend roten Locken, die wild um ihr Gesicht tanzten, Sommersprossen und ein paar auffälligen Tattoos, die ihre Arme zierten.

“Ja, genau, freut mich, dich kennenzulernen”, antwortete ich, während ich den letzten Koffer öffnete und auf den Boden abstellte. Emma war im zweiten Semester ihres Architekturstudiums, während ich gerade mein erstes Semester in Kommunikationswissenschaften begann. Sie war neunzehn Jahre alt, ein Jahr älter als ich, und schien voller Energie und Tatendrang zu stecken.

“Wie wäre es, wenn wir uns ein bisschen besser kennenlernen und einen Kaffee trinken gehen?“, schlug Emma vor. Ich war sofort einverstanden. Seit dem frühen Morgen, als ich mich in meine neue Umgebung gestürzt hatte, hatte ich nichts mehr gegessen und mein Magen knurrte laut.

Wir machten uns auf den Weg zu einem kleinen Café in der Nähe des Campus, das Emma wärmstens empfahl. Es war ein gemütlicher Ort, der mit seiner rustikalen Einrichtung und dem Duft von frisch gebrühtem Kaffee sofort eine angenehme Atmosphäre ausstrahlte. Wir bestellten uns zwei Tassen Milchkaffee und dazu ein Stück Kuchen. Ich entschied mich für Schokoladentorte, während Emma ein großes Stück Karottenkuchen wählte.

“Du wirst diesen Kuchen lieben, er ist der beste der Stadt”, versprach Emma, als sie sich hinsetzte. Ich musste lachen und nahm einen großen Bissen meiner Torte. Sie hatte nicht übertrieben – der Kuchen war himmlisch.

Während wir uns unterhielten, stellte sich heraus, dass Emma eine begeisterte Zeichnerin war. Ihre Skizzenbücher waren immer dabei, und sie zeigte mir einige ihrer Arbeiten. Ihre Zeichnungen waren voller Details und zeugten von einem beeindruckenden Talent. Es war klar, dass Architektur ihre wahre Leidenschaft war.

“Und wie ist es bei dir? Was hat dich dazu gebracht, Kommunikationswissenschaften zu studieren?“, fragte Emma neugierig.

“Ich habe immer gerne geschrieben und mich für die Medienwelt interessiert. Ich denke, es ist ein vielseitiges Feld, und ich hoffe, später mal in den Journalismus oder in die PR zu gehen”, erklärte ich. Emma nickte verständnisvoll.

Als unser Gespräch auf das Thema Finanzen und Studentenjobs kam, seufzte ich. “Ich brauche unbedingt einen Job, um mir mein Zimmer leisten zu können”, gestand ich. “Hast du einen Job oder weißt du, wo man hier leicht was finden kann?”

Emma dachte einen Moment nach. “Ich arbeite in einer kleinen Buchhandlung in der Stadt. Es ist wirklich entspannt, und die Bezahlung ist okay. Vielleicht haben die noch eine Stelle frei. Ich kann dich morgen mal mitnehmen und dich meinem Chef vorstellen.”

Ich war erleichtert und dankbar für Emmas Hilfsbereitschaft. Es war ein beruhigender Gedanke, dass ich vielleicht bald eine Möglichkeit hätte, mein Zimmer finanzieren zu können. Wir verbrachten den Nachmittag damit, über unsere Studiengänge, unsere Hobbys und das Leben in der Stadt zu sprechen. Emma erzählte mir von den besten Plätzen zum Ausgehen, den versteckten Parks und den kleinen Läden, die man unbedingt besuchen sollte.

Am nächsten Morgen machte ich mich zusammen mit Emma auf den Weg zur Buchhandlung. Es war ein gemütlicher kleiner Laden, der von einem älteren, freundlichen Mann namens Herr Müller geführt wurde. Die Wände waren bis zur Decke mit Büchern vollgestopft, und der Duft von altem Papier und frischer Tinte lag in der Luft. Ich fühlte mich sofort wohl.

“Ah, Emma! Schön, dich zu sehen”, begrüßte Mr. Miller uns mit einem breiten Lächeln. Emma stellte mich vor und erklärte, dass ich auf der Suche nach einem Job sei. Mr. Miller musterte mich kurz und nickte dann zustimmend.

“Nun, wir könnten tatsächlich noch jemanden gebrauchen. Hast du schon mal in einer Buchhandlung gearbeitet, Shona?“, fragte er.

Ich schüttelte den Kopf. “Nein, aber ich liebe Bücher und lerne schnell.”

Mr. Miller lachte. “Das ist die richtige Einstellung. Wir probieren es einfach mal aus. Wann könntest du anfangen?”

“Am besten so schnell wie möglich”, antwortete ich erleichtert. Mr. Miller und ich besprachen die Details, und es wurde beschlossen, dass ich am nächsten Tag meinen ersten Arbeitstag haben würde.

Emma und ich verließen die Buchhandlung in bester Laune. “Das ging ja glatt”, sagte sie und zwinkerte mir zu. “Du wirst es mögen, Mr. Miller ist ein toller Chef.”

Ich war dankbar für Emmas Unterstützung und konnte es kaum erwarten, endlich einen regelmäßigen Job zu haben. In den nächsten Tagen lebte ich mich langsam in meinem neuen Zuhause ein. Emma und ich verstanden uns immer besser, und es fühlte sich schnell an, als würden wir uns schon ewig kennen. Wir kochten zusammen, tauschten Geschichten aus und erkundeten die Stadt.

Mein erster Arbeitstag in der Buchhandlung war aufregend und ein bisschen überwältigend. Es gab so viele verschiedene Bücher, von Klassikern bis hin zu aktuellen Bestsellern, und ich musste mich erst einmal zurechtfinden. Mr. Miller war geduldig und zeigte mir alles in Ruhe. Ich lernte, wie man Bücher sortiert, Bestellungen aufnimmt und den Kunden bei ihren Fragen hilft. Es machte Spaß, und ich genoss es, inmitten von Büchern zu sein.

Nach der Arbeit traf ich mich mit Emma im Café. “Und, wie war dein erster Tag?“, fragte sie neugierig.

“Es war toll! Ich habe so viel gelernt, und Mr. Miller ist wirklich nett. Ich glaube, das wird gut”, antwortete ich begeistert. Emma lächelte zufrieden.

“Ich wusste, dass du es mögen würdest. Jetzt, wo du einen Job hast, können wir auch mal zusammen ausgehen und die Stadt unsicher machen”, schlug sie vor. Ich freute mich auf die gemeinsamen Unternehmungen und darauf, noch mehr von der Stadt zu entdecken.

Mein Herz pochte wie verrückt, als ich an diesem Morgen aufwachte. Es war mein erster Tag an der University College London, und ich konnte kaum glauben, dass es endlich so weit war. Mein Traum, Kommunikationswissenschaften zu studieren, nahm endlich Gestalt an. Die Nervosität war fast überwältigend, doch zugleich verspürte ich eine unbändige Vorfreude auf alles, was mich erwartete.

Nachdem ich gefrühstückt und mich angezogen hatte, machte ich mich auf den Weg zur Universität. Die Straßen Londons waren belebt, und ich ließ die Umgebung auf mich wirken. Die Mischung aus alten, ehrwürdigen Gebäuden und dem pulsierenden Stadtleben faszinierte mich. Ich fühlte mich klein in dieser riesigen Metropole, aber auch unendlich gespannt auf die vielen neuen Erfahrungen, die auf mich warteten.

Zuerst führte mein Weg mich zur Universitätsbibliothek. Die riesigen, alten Bücherregale und das gedämpfte Licht gaben dem Ort eine ehrfurchtgebietende Atmosphäre. Ich holte tief Luft, als ich die große Eingangshalle betrat. Hier würde ich unzählige Stunden verbringen, das wusste ich bereits. Ich steuerte den Informationsschalter an und fragte nach den Büchern, die ich für meine Kurse benötigte.

Die freundliche Bibliothekarin, eine ältere Dame mit grauem Haar und einer Brille auf der Nasenspitze, lächelte mich an. “Willkommen an der University College London. Für welches Fach benötigen Sie Bücher?” fragte sie.

“Kommunikationswissenschaften,” antwortete ich und reichte ihr meine Liste.

Sie überflog die Liste kurz und nickte. “Wir haben alles da, was Sie brauchen. Folgen Sie mir bitte.” Ich folgte ihr durch die labyrinthartigen Gänge der Bibliothek. Schließlich erreichten wir eine Reihe von Regalen, die bis zur Decke reichten.

“Hier sind Ihre Bücher,” sagte sie und begann, mehrere dicke Bände aus den Regalen zu ziehen. “Dies sind die grundlegenden Texte. Wenn Sie noch mehr lesen möchten, was ich nur empfehlen kann, finden Sie in den angrenzenden Regalen zahlreiche weitere Bücher zum Schmökern.”

Ich bedankte mich und begann, die Bücher in meine Tasche zu packen. Die Titel klangen vielversprechend, und ich freute mich darauf, in die Welt der Kommunikationswissenschaften einzutauchen. Als meine Tasche schließlich voll war, verabschiedete ich mich von der Bibliothekarin und machte mich auf den Weg zu meiner ersten Vorlesung.

Der Hörsaal war bereits gut gefüllt, als ich ankam. Ich suchte mir einen Platz in der Mitte des Raumes und setzte mich. Die Atmosphäre war elektrisierend. Studenten aus aller Welt waren versammelt, alle gespannt auf das, was kommen würde. Mein Blick wanderte durch den Raum, und ich sah, wie sich Gruppen bildeten, erste Gespräche begannen und Laptops aufgeklappt wurden.

Pünktlich betrat der Professor den Raum. Er war ein älterer Herr mit weißem Haar und einer beeindruckenden Ausstrahlung. “Guten Morgen, meine Damen und Herren,” begann er. “Willkommen zur Einführung in die Kommunikationswissenschaften. Mein Name ist Professor Clarke, und ich werde Sie durch dieses Semester begleiten.”

Er sprach weiter über den Aufbau des Kurses, die Erwartungen und die Themen, die wir behandeln würden. Ich machte mir eifrig Notizen und versuchte, jede Information aufzusaugen. Professor Clarke erzählte uns auch von seinen eigenen Erfahrungen und Forschungsprojekten, was den Stoff gleich viel lebendiger und greifbarer machte.

Nach der Vorlesung hatte ich ein bisschen Zeit, bevor mein nächster Kurs begann. Ich beschloss, in die Mensa zu gehen und mir etwas zu essen zu holen. Die Mensa war riesig und bot eine erstaunliche Vielfalt an Gerichten. Ich entschied mich für ein Sandwich und einen Kaffee und suchte mir einen Platz in einer Ecke, von wo aus ich das Treiben beobachten konnte.

Während ich mein Sandwich aß, ließ ich die Ereignisse des Vormittags Revue passieren. Alles war so neu und aufregend, und ich fühlte mich gleichzeitig überwältigt und belebt. Meine Gedanken wurden unterbrochen, als sich ein Mädchen in meinem Alter zu mir setzte. Sie hatte raspelkurze schwarze Haare, hatte schimmernde olivfarbene Haut und große runde dunkle Augen. Wow. Sie sah gut aus.

“Hi, ist hier noch frei?” fragte sie und deutete auf den Platz neben mir.

“Ja, klar,” antwortete ich lächelnd.

“Ich bin Naomi,” stellte sie sich vor. “Erster Tag?”

“Ja, ich bin Shona,” antwortete ich. “Kommunikationswissenschaften.”

“Ich auch! Wie cool ist das denn?” Sie strahlte mich an. “Die erste Vorlesung war echt interessant, oder? Professor Clarke scheint wirklich Ahnung zu haben.”

Wir begannen zu plaudern und stellten fest, dass wir viele gemeinsame Interessen hatten. Naomi erzählte mir, dass sie aus Texas kam und unbedingt hier in Großbritannien studieren wollte. Zudem war sie in der Damenhockeymannschaft der Universität. Sofort fühlte ich mich pudelwohl in ihrer Gegenwart. Es tat gut, jemanden zu finden, mit dem ich diese neue Erfahrung teilen konnte.

Nach dem Mittagessen machten wir uns gemeinsam auf den Weg zu unserem nächsten Kurs. Es war ein Seminar zur Einführung in die Medienforschung, und auch hier war der Raum schon gut gefüllt. Wir fanden zwei Plätze nebeneinander und warteten gespannt auf den Beginn der Stunde.

Die Seminarleiterin, eine junge Dozentin mit kurzen, blonden Haaren und einer lebhaften Art, stellte sich als Dr. Harper vor. Sie begann das Seminar mit einer Diskussion über die Rolle der Medien in der modernen Gesellschaft und ließ uns in kleinen Gruppen arbeiten. Naomi und ich arbeiteten zusammen und tauschten unsere Gedanken aus. Die Diskussion war anregend und gab mir viele neue Perspektiven.

Ich wollte nach dem ersten Unitag noch einmal in die Bibliothek gehen, um ein weiteres Buch zu besorgen. Die Sonne neigte sich bereits dem Horizont zu, als ich über den Campus eilte. Mein Rucksack, schwer von den neuen Büchern und Notizen, zog unangenehm an meiner Schulter. Aber ich liebte den Geruch von frischen Seiten und die Möglichkeit, mich in ein neues Thema zu vertiefen.

Der Campus war zu dieser Zeit fast leer. Die meisten Studenten waren entweder schon nach Hause gegangen oder saßen in den Cafés und diskutierten lebhaft über ihre ersten Eindrücke von den Kursen. Ich genoss die Ruhe, die sich über das Gelände legte, wenn der Tag sich dem Ende neigte. Es gab mir die Möglichkeit, meine Gedanken zu ordnen und mich auf die bevorstehenden Aufgaben zu konzentrieren.

Als ich die schweren Türen der Bibliothek aufstieß, umhüllte mich sofort die wohlige Stille, die nur gelegentlich von dem sanften Rascheln der Seiten oder dem gedämpften Tippen einer Tastatur unterbrochen wurde. Ich zog meinen Bibliotheksausweis aus der Tasche und machte mich auf den Weg zu den Regalen, die die Literatur über mittelalterliche Geschichte beherbergten. Mein erstes Seminar hatte mich auf dieses Thema neugierig gemacht, und ich wollte mehr darüber wissen, bevor die nächsten Vorlesungen begannen.

Als ich in den hintersten Teil der Bibliothek kam, wo die weniger nachgefragten Bücher standen und es noch ruhiger war, fühlte ich mich besonders ungestört. Die Atmosphäre hier war fast schon meditativ. Das natürliche Licht strömte sanft durch die großen Fenster, und ich genoss es, in Ruhe die Titel auf den Rücken der Bücher zu studieren.

Plötzlich bemerkte ich etwas aus dem Augenwinkel. In einem hohen Lehnstuhl, der direkt am Fenster stand, saß ein junger Mann. Er sah unverschämt gut aus. Seine Haut war ebenmäßig gebräunt von der Sonne und sein rabenschwarzes Haar fiel ihm in leicht zerzausten Wellen über die Stirn und er trug einen zwei oder drei Tage Bart. Der Typ sah aus wie aus einem Hochglanzmagazin, und für einen Moment war ich wie verzaubert.

Ich konnte meinen Blick nicht abwenden. Es war, als ob seine Präsenz die ganze Bibliothek einnahm und alle anderen Geräusche und Gedanken ausblendete. Er saß dort so ruhig, so still, dass es fast surreal erschien. Die wenigen Minuten, die ich ihn beobachtete, fühlten sich an wie eine Ewigkeit.

Wie von selbst blieb ich stehen und starrte ihn an, unfähig, mich von diesem Anblick loszureißen. Er schien in ein Buch vertieft zu sein, dass er in den Händen hielt, doch irgendetwas an ihm zog meine ganze Aufmerksamkeit auf sich. Vielleicht war es die Art, wie das Licht seine Konturen betonte, oder die stille Ausstrahlung, die ihn umgab.

Plötzlich, als ob er meine Anwesenheit gespürt hätte, hob er seinen Blick. Unsere Augen trafen sich für einen flüchtigen Moment, und ich spürte, wie mein Herz einen Schlag aussetzte. Er hatte dunkle Augen, die wie tiefschwarze Edelsteine wirkten, und volle, geschwungene Lippen. Seine Augen weiteten sich kurz, als ob er überrascht wäre, mich hier zu sehen. Doch kaum hatte sich dieser Ausdruck auf seinem Gesicht gezeigt, stand er blitzschnell auf und stürmte regelrecht aus dem Raum.

Ich blieb wie angewurzelt stehen, unfähig, mich zu rühren. Was war denn das jetzt bitte ? Der Platz, den er verlassen hatte, schien plötzlich leer und still, und das warme Licht, das vorher so beruhigend gewesen war, wirkte jetzt irgendwie fremd und distanziert. Der Lehnstuhl, in dem er gesessen hatte, wirkte nun wie ein Erinnerungsstück an etwas, das gerade erst vorbei war.

Mein Herz klopfte schnell, und ich konnte nicht verstehen, was gerade passiert war. Ich versuchte, mich zu sammeln und mich wieder auf die Bücher zu konzentrieren, aber mein Blick wanderte immer wieder zur Tür, durch die er verschwunden war. Ich fragte mich, wer dieser Junge war und warum er so plötzlich und unerklärlich aufgestanden war. Hatte ich etwas falsches getan? Ich stand doch nur da.

Der Rest meines Aufenthalts in der Bibliothek verlief in einem verschwommenen Zustand. Selbst als ich mich von Miss Miller verabschiedete und die Bücher mitnahm, konnte ich mich nicht richtig konzentrieren. Mein Geist war bei dem Jungen geblieben, der wie ein Schatten aus meinem Blickfeld verschwunden war.

Als ich schließlich die Bibliothek verließ, konnte ich nicht umhin, mich zu fragen, ob ich ihn noch einmal sehen würde. Die Begegnung war so flüchtig gewesen, so unerklärlich, dass ich kaum glauben konnte, dass sie wirklich passiert war. Doch sein Bild war fest in meinem Gedächtnis verankert, und ich wusste, dass ich es nicht einfach so aus meinem Kopf bekommen würde.

In den folgenden Tagen konnte ich den Gedanken an ihn nicht abschütteln. Er schien in meinen Träumen aufzutauchen, in meinen Gedanken zu schweben. Immer wieder stellte ich mir vor, was er wohl gemacht hatte, warum er so plötzlich gegangen war und ob ich ihn noch einmal sehen würde.

Die Uni ging an jenem Tag ihren gewohnten Gang nach, und ich versuchte, mich auf meine Aufgaben zu konzentrieren. Doch immer wieder wanderte mein Blick zu den Fenstern der Bibliothek, als ob ich ihn dort wiederfinden könnte. Es war, als ob sein plötzliches Verschwinden ein Rätsel gewesen wäre, das ich unbedingt lösen wollte.

Als ich nach Seminarschluss nochmals in der Bibliothek war, fiel mir ein altes Buch auf, das ich bisher übersehen hatte, zwischen den ganzen Geschichtsbüchern. Der Einband war abgewetzt, und der Titel war kaum noch lesbar. Meiner Meinung nach sah es nicht so aus, als gehörte es in diese Abteilung. Neugierig nahm ich es in die Hand und schlug es auf. Zu meiner Überraschung fand ich auf der ersten Seite eine alte handschriftliche Notiz. Die Schrift war krakelig, aber leserlich:

„Für den, der nach Wahrheit sucht – die Antworten sind oft näher, als man denkt.“

„Da mag was dran sein…“, murmelte ich und stellte das Buch wieder zurück ins Regal.

Ich wanderte durch die Gänge, meine Finger strichen über die Buchrücken, bis ich endlich das fand, wonach ich suchte: „Sturmhöhe“. Ich zog das Buch vorsichtig aus dem Regal und schlug es auf, um einen Blick auf das Inhaltsverzeichnis zu werfen. Vertieft in die Titel der Kapitel, bemerkte ich zunächst nicht, dass ich nicht allein war.

Ich erschrak, denn mir direkt gegenüber, auf der anderen Seite des Bücherregals, blickte ich, als ich aufsah, in ein paar tiefschwarze Augen. Seine Augen. Der Junge von vorgestern. Seine tiefschwarzen Haare fielen in dessen Stirn und ein feines Lächeln umspielte seine Lippen, als er um das Regal herumkam und mich von oben bis unten musterte. Wie ein Raubtier seine Beute. Er legte den Kopf leicht schief und schmunzelte. Was sollte das jetzt? Machte er sich über mich lustig? Ich mochte ihn jetzt schon nicht, obwohl sein Aftershave mir in die Nase stieg und ich weiche Knie bekam.

Ich versuchte, mich wieder auf das Buch in meiner Hand zu konzentrieren, aber seine Anwesenheit lenkte mich zu sehr ab. Ich fühlte seinen Blick auf mir und konnte das Gefühl nicht abschütteln, beobachtet zu werden. Langsam hob ich erneut meinen Blick, sah zu ihm auf und erkannte, dass er noch immer lächelte.

„Kann ich dir helfen?“ fragte ich schließlich, bemüht, meine Stimme fest und selbstbewusst klingen zu lassen und schlug das Buch zu.

„Vielleicht“, antwortete er mit einer tiefen, sanften Stimme, die einen leichten Akzent hatte. „Ich habe dich noch nie wirklich hier wahrgenommen. Bist du neu an der Uni?“

Wie bitte? Du hast mich vorgestern ganz deutlich gesehen, nur bist du wie von der Tarantel gestochen geflüchtet!

Ich nickte, unfähig, die Unruhe in mir zu verbergen. „Ja. Sonst noch was?“

„Interessant“, sagte er und trat einen Schritt näher. „Dann muss ich dich wohl willkommen heißen. Mein Name ist Cailan Monroe.“

„Shona Campbell“, antwortete ich kurz und hoffte, dass er das Gespräch beenden würde. Stattdessen trat er noch näher und beugte sich leicht zu mir herab, als würde er ein Geheimnis teilen wollen.

„Shona Campbell“, wiederholte er, als ob er den Klang meines Namens kosten wollte. „Jetzt haben wir eine waschechte Schottin an unserer Uni. Das wird ja immer besser.“

Ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht stieg und hasste mich dafür. „Danke“, murmelte ich und versuchte, mich wieder dem Buch zuzuwenden.

„Was liest du da?“ fragte er neugierig und streckte die Hand aus, um das Buch zu berühren. Ich wich reflexartig zurück.

„Nur einen Roman“, sagte ich und klappte es zu. „Nichts Besonderes. Ich muss jetzt auch gehen.“

Ich wich von Cailan zurück, presste den Roman “Sturmhöhe” an mich und drehte mich schnell um. Ich wollte nur noch weg. Warum brachte mich dieser seltsame Typ so durcheinander? Meine Schritte trugen mich schnell aus der Bibliothek heraus und ich kam mitten auf dem Campus wieder zum Stehen. Dort erblickte ich Emma, wie sie gerade neben einem Jungen stand und an einer E-Zigarette zog.

“Hey, Emma,” sagte ich und versuchte, meine Stimme ruhig klingen zu lassen, obwohl mein Herz immer noch wie wild klopfte.

Emma blies einen Rauchring in die Luft und sah mich an. “Hi, Shona. Alles okay? Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen.”

“Ich... ich bin nur ein bisschen durcheinander”, stammelte ich und warf einen Blick über meine Schulter zurück zur Bibliothek. “Kennst du einen Cailan?”

Im selben Augenblick fuhr auf den Parkplatz ein silbergrauer Van vor, in welchem ein blondes schlankes Mädchen und ein Kerl saß, der aussah wie ein aktiver Gewichtheber. Sie sahen beide umwerfend aus. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Cailan aus der Bibliothek kam und sich zu ihnen ins Auto schwang. Er würdigte mich keines Blickes, obwohl wir direkt in seinem Sichtfeld standen.

Emma folgte meinem Blick und zog an ihrer E-Zigarette. “Das sind die Monroe - Geschwister”, sagte sie mit einem Hauch von Abscheu in ihrer Stimme. “Cailan, Tiana und Nathan. Überall Jahrgangsbeste. Sie gehören zur absoluten Elite Londons. Ihre Eltern leiten die größte Privatbank Großbritanniens. Jeder will mit ihnen befreundet sein. Aber wir nicht, stimmts Ethan?”

Emma blickte Ethan an, der wieder an der E-Zigarette zog und Rauchkringel in die Luft blies.

„Ne. Alles Schmarrotzer mit fürchterlichem Klamottengeschmack. Die sollten mal auf unsere Undergroundpartys kommen. Aber das wäre wahrscheinlich nicht der richtige Ort für die Elite Londons“, antwortete Ethan, den ich kurz musterte. Eine Mischung aus Punk und Nerd. Schräg und doch cool.

Ich starrte den Van an, der gerade losfuhr. “Cailan und Nathan liegen bestimmt alle Mädchen zu Füßen und Tiana kann jeden Jungen haben, den sie will, richtig?“, murmelte ich, mehr zu mir selbst als zu Emma.

Emma nickte. “Genau. Aber ich verstehe nicht, warum du so aufgeregt bist. Hast du mit Cailan gesprochen?”

Ich seufzte und ließ mich auf die Bank neben Emma fallen. “Nicht wirklich. Er hat mich nur irgendwie... irritiert. Seine Augen... sie waren so kalt und durchdringend. Es war, als könnte er direkt in meine Seele sehen.”

Emma lachte. “Du übertreibst, Shona. Cailan ist nur ein Typ. Ein sehr gut aussehender, intelligenter und reicher Typ, aber immer noch nur ein Typ, der meistens ein Arsch ist. Mach dir nicht so viele Gedanken.”

Ich versuchte zu lächeln, aber es fühlte sich erzwungen an. “Wahrscheinlich hast du recht”, sagte ich. “Ich bin hier, um mich voll und ganz auf mein Studium zu konzentrieren.“

Eines Nachmittags saß ich wieder in der Bibliothek, versunken in mein Buch, als ich plötzlich eine tiefe Stimme hörte. “Du liest ‘Sturmhöhe’ schon wieder? Wird das nicht langsam langweilig?”

Ich blickte auf und sah direkt in Cailans onyxfarbene Augen. Mein Herz setzte einen Schlag aus. “Ja, es ist eines meiner Lieblingsbücher”, antwortete ich und versuchte, ruhig zu bleiben.

Cailan setzte sich ohne Einladung zu mir an den Tisch. Konnte mich der Typ nicht endlich mal in Ruhe lassen? “Interessant”, sagte er und musterte mich aufmerksam. “Warum liest du es so oft?”

Ich zuckte mit den Schultern. “Ich weiß nicht. Irgendwie fühle ich mich mit den Charakteren verbunden. Ihre Leidenschaft, ihre Fehler... es fühlt sich echt an.”

Cailan nickte langsam. “Leidenschaft und Fehler. Zwei Dinge, die die Menschen definieren.” Er lehnte sich zurück und beobachtete mich weiterhin. “Glaubst du, dass Fehler uns stärker machen?”

Seine Frage überraschte mich. “Ich denke schon”, antwortete ich nach kurzem Überlegen. “Fehler sind Lektionen. Sie zeigen uns, was wir besser machen können.”

Ein leichtes Lächeln spielte um seine Lippen. “Interessante Sichtweise, Shona.” Cailan fuhr sich mit dem Zeigefinger mehrmals über die Lippen und ich musste ihn dabei anstarren. Ich konnte nicht anders. Dann stand er auf und warf mir einen letzten Blick zu. “Vielleicht sollten wir uns mal ausführlicher unterhalten. Über Bücher und Fehler.”

Bevor ich antworten konnte, war er schon weg. Ich starrte ihm nach, völlig verwirrt. Was sollte das? Konnte er nicht ein anderes Mädchen nerven und nachstellen?

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